Zirkulär bauen geht nur gemeinsam: erst in die Köpfe, dann ins Handeln. Am Dienstag, den 21.11.2023, trafen sie Kommunalvertreter:innen, Fachexpert:innen und Interessierte aus der Baubranche in der Ziegelei Lage, um hochkarätige Rednerinnen zu hören, Impulse aus dem Modellvorhaben RE-BUILD-OWL abzuholen und gemeinsam über nächste Schritte für die Zukunft der Baubranche im Kreis Lippe und der Region Ostwestfalen-Lippe zu gestalten.
Das Symposium „ZIRKULÄR. ZUKUNFTSWEISEND. KOMMUNAL. BAUEN“ wurde innerhalb des Projektes RE-BUILD-OWL vom Kreis Lippe und der Geschäftsstelle Lippe zirkulär in Kooperation mit dem LWL-Museum Ziegelei Lage organisiert und durchgeführt.
Bereits zur Begrüßung machte Anne Wieland, Referentin beim Ziegeleimuseum, deutlich, welchen hohen Stellenwert die Kreislaufwirtschaft im Bauwesen für die Region hat. Auch die Ziegelei Lage als Ort der Vermittlung, haben dies erkannt. Doch wie werden die Menschen erreicht, die etwas bewegen können? Aufmunternd und aktivierend sprach sich Rainer Grabbe, Stellvertretender Landrat und Kämmerer des Kreis Lippe dafür aus: „Wir müssen einen langen Atem haben und daran denken, dass neue Ideen und Veränderungen, so auch die Idee und das Wissen des zirkulären Bauens, zuerst von den Menschen verstanden sein und sich dann auch für sie lohnen müssen.“
Dass es Zeit zu Handeln ist, machte Dr. Anne Braune von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen e.V. in ihrer Keynote eindrücklich klar. Mit 10 Strategien für ein nachhaltigeres Bauwesen zeigte sie auf, welchen Stellenwert der Schutz unserer Ökosysteme und unseres Planeten haben. Es heißt, Ressourcen zu schützen und Bestehendes zu bewahren. Dabei müssen Wertstoffe intensiv genutzt und abfallfrei gewirtschaftet werden, um Werte wie Flächen, Gebäude und Materialien langfristig zu nutzen. Sie appellierte, flexibler zu planen und neue Nutzungsmöglichkeiten direkt mitzudenken. „Wir sie die, die es in der Hand haben und zirkulär planen können. Und zwar jetzt und für die Zukunft.“
Die Ergebnisse des Modellvorhabens RE-BUILD-OWL, initiiert 2021 von der Geschäftsstelle Lippe zirkulär, wurden vom Projektteam vorgestellt. Bei dem gemeinsamen Projekt des Kreis Lippe mit dem Wissenschaftsladen Bonn e.V. und dem Institut für angewandtes Stoffstrommanagement wurden Bestandsgebäude und Materialströme im Kreis Lippe zirkulär untersucht und eine strategische Roadmap, ein Fahrplan für Politik und Verwaltung, zum zirkulären Bauen entwickelt. Herzstück ist die digitale Transferplattform RE-BUILD-OWL, die Grundlagenwissen rund um zirkuläres Bauen für Kommunalvertreter:innen zur Verfügung stellt. Mit dem Ziel, einen digitalen Austauschraum zu schaffen, werde Menschen aus Kommen und der Baubranche, die Inhalte, Beispiel und Ansprechpersonen suchen, mit Expert:innen vernetzt, um Fragen beantworten zu können und ins Machen zu kommen.
Mit Beispielen ging es direkt weiter: Tabea Dörries von Concular, stelle eine Machbarkeitsstudie zur Wiederverwendung und Materialströmen am Beispiel des Felix-Fechenbach-Berufskolleg, Gebäude 4 vor. Welche Materialien können wiederverwendet werden? Wo gibt es immerhin Recyclingpotenzial und was ist nicht mehr weiter geeignet? Sie machte deutlich, dass ca. 45% des Gebäudes den Rohbau als Stahlbeton-Skelett-Bau ausmachen. Alleine ca. 38% davon ist das Fundament – eine enorme Masse an Material und grauer Energie. Nach den Hochrechnungen von Concular können bei Bestandserhalt knapp 2.82 Mio. kg CO2-Äquiv vermieden werden.
Der zweite Teil des Symposiums stand ganz unter dem Motto des Austauschs und Diskussion. Im interaktiven Format des World Café gab es Gruppendiskussionen in entspannter Atmosphäre mit den assoziierten Partnern des Projekts RE-BUILD-OW: Vertreter:innen vom DIN e.V., von Madaster Germany, der Handwerkskammer OWL zu Bielefeld, Energie Impuls OWL und der Cradle-to-Cradle NGO sind dafür in Lage dabei gewesen.
In der abschließenden Podiumsdiskussion hatten Kommunalvertrer:innen des Wort im Gespräch mit der Moderatorin Susan Zare, Franziska Albrecht von Madaster Germany und Alexandra Engelt vom DIN e.V.: Yunhua Guo, Leitung Hochbau/Gebäudewirtschaft der Stadt Bad Driburg und Uwe Schulte, Mitarbeiter Technisches Gebäudemanagement, Kreis Lippe zeigten aktuelle Herausforderungen und nächste Schritte aus. Fragen und Erkenntnisse aus den interaktiven Diskussionsrunden vorab flossen dabei mit ein: „Austausch ist essentiell“, „Bau und Betrieb vernetzen“ und „Es braucht Mut und Vorbilder“.
„Wir freuen uns über die gelungene Kooperation mit dem Kreis Lippe und blicken voller Zuversicht und Ideenreichtum in die Zukunft.“, fasst Lisa Egeri, Co-Veranstalterin und stellvertretende Museumsleitung der Ziegelei Lage das Symposium zusammen. Auch für das Museum spielt das zirkuläre Bauen und die Bauwende eine große Rolle. So sind dies Themenschwerpunkte für den neuen, temporären, Ausstellungsbereich, der aktuell in Entwicklung ist. 2025 wird dieser mit der neuen Dauerausstellung zusammen eröffnen.
Das Ende der Förderperiode von RE-BUILD-OWL bildet zugleich den Auftakt für nächste Schritte im Kreis Lippe: Die digitale Transferplattform ist bei der Geschäftsstelle Lippe zirkulär angedockt und wird dort vom Team betreut. Erweiterungen sind bereits in Planung. Ableitungen der Roadmap werden im Technischen Gebäudemanagement in praktische Leitfäden und Prozessmodell überführt, um zukünftig Projekte zukunftsweisen und zirkulär um- und neu bauen zu können. „Wir sind auf dem richtigen Weg und der Wandel ist angestoßen“, freut sich Teamleiter Jan Kehl.
Die zentrale Erkenntnis des Symposiums lautet, dass die Transformation zum zirkulären Bauen nur gemeinsam gelingen kann. Hierfür sind interkommunaler Austausch, berufsübergreifende Kooperationen und die Bereitschaft des gemeinsamen Handelns in der Region mit dem Ziel des Lernens und Erprobens entscheidend.
Dokumente des Symposiums
- Präsentation von RE-BUILD-OWL zum Symposium (PDF-Datei)
- Präsentation der Keynote (PDF-Datei, Autorin: Dr. Anna Braune) – folgt
- Präsentation Machbarkeitsstudie Concular (PDF-Datei, Autorin: Tabea Dörries)
- Dokumentation World-Café „Tischdecken“ (PDF-Datei)
Informationen zu den vorzeitigen Projektergebnissen:
Fotos und Eindrücke
Fotos von Joachim Stäbler